Rettungswagen + Polizei + NEF   Leave a comment



Nach einem kurzen Einkaufsbummel bin ich nun um einige Euro ärmer, dafür aber um einen Pullover reicher. Der Blick zum grauen Himmel bestätigt mich in meiner Entscheidung und ich hoffe sehr, dass mir das Kleidungsstück in einigen Tagen noch immer gefällt. Eigentlich wollte ich nichts kaufen, sondern nur eine Bekannte begleiten. Diese machte mich allerdings auf das dunkelblaue Ding mit den karierten Ärmeln aufmerksam … den Rest könnt ihr euch selber denken.


Der Heimweg kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Vor mir schlich ein G.A.R.D. – Rettungwagen her und ich betrachtete ausführlich den blauen Heckleuchtbalken. Sah schick aus – ich mag Rettungsdienstfahrzeuge. Ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass er wirklich geschlichen ist. Mir war in diesem Moment einfach nur langweilig und das Radio war aus. Nachdem sich unsere Wege dann trennten, traf ich in einer undurchsichtigen Kurve auf ein Warnschild, die Polizei und eine Ölspur. Abgebremst, langsam vorbeigefahren und freundlich geschaut. Es hätte ja sein können, dass der Beamte ein Bekannter von mir war, der bei der örtlichen Polizei arbeitete. Natürlich war er es nicht. Das wäre wirklich Zufall gewesen. Also weiter die Straße entlang und beim Blick in den Seitenspiegel auf das orange-weiße Etwas und dem Vernehmen des Martinshorns an die rechte Seite. Warten. Weiterfahren.


Endlich daheim angekommen wurde die Entscheidung gefällt, schnell noch ein paar Getränke aus dem Supermarkt zu holen. Dieses dünne Flatterplastikpapier können sich die Hersteller der Umwelt zuliebe gleich sparen. Als Tragehilfe ist es nicht geeignet und die Flaschen zusammenhalten tut es auch nicht. Früher war das mal anders, aber bei einer solchen Entwicklung kann man wirklich darauf pfeifen. Eine Frau betrachtete die Sonderangebote und brüllte so laut in den Telefonhörer, dass jeder das Gespräch verfolgen konnte: „Er ist gerade voll in den Rettungswagen gedonnert – ich soll dir ausrichten, dass es ihm gut geht.“ Ich musterte sie kurz und überlegte, ob es einer der beiden RTWs gewesen war, die ich vorhin gesehen hatte oder ob die Ölspur ein Indiz für dieses unglückliche Zusammentreffen war. Wahrscheinlich, so dachte ich, würde ich es eh nicht erfahren und angehen tat es mich auch nichts.


Draußen dachte ich dann kurz an meinen Exfreund und machte mir für einen Moment lang Sorgen. Er arbeitet irgendwo als Rettungsassistent und ich erinnerte mich daran, dass ich früher immer innerlich gehofft habe, dass ihm während der Arbeitszeit nichts passiert. Diese Blaulichtfahrten sind nicht immer ungefährlich. Auf den Straßen gibt es genügend Verkehrsteilnehmer, die ein Einsatzfahrzeug nicht rechtzeitig wahrnehmen und dann passiert es eben, dass ein Auto „voll in den Rettungswagen donnert“. Ich widmete mich wieder anderen Gedanken, sortierte die Flaschen ein und machte anschließend einen kurzen Spaziergang. Eine Nachbarin, die mit dem Rad meinen Weg kreuzte, berichtete mir von einem Unfall in der Nähe ihres Reitstalles. Ihr neugieriges Pferd war nach dem Ausritt stehen geblieben und hatte den Fahrzeugauflauf angestarrt. Ein Autofahrer hatte scheinbar nicht aufgepasst und war mit einem, einen RTW begleitenden, NEF kollidiert. Ich nickte nur, lief weiter und machte mir erneut Sorgen, denn ein Rettungsassistent darf auch ein NEF fahren.


Darf ich das überhaupt? Mir nach einem Jahr Funkstille, so vielen aufgedeckten Lügen und obwohl wir mittlerweile beide neue Leben führen Gedanken über ihn machen? Ich glaube schon, denn egal was er und ich heute behaupten – irgendwann waren wir gemeinsam glücklich.



Veröffentlicht 25. September 2012 von Haesitatio in Dinge die das Leben schreibt

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